unterwegs in Brem' & 'n büschen umzu
Sie sind hier: sehenswert Findorff
Der Zauber der bunten Lichter wirkt eigentlich erst nach Sonnenuntergang
Da rumort einem mitunter schon allein beim Zusehen das zuvor mit Genuss verspeiste Essen gefährlich im Magen. Doch für die willigen Hartgesottenen ist das Spiel mit der Schwerkraft Vergnügen pur. Allerdings treiben die Preise der Fahrgeschäfte so manchem sprichwörtlich das Wasser in die Augen. Aber „Ischa Freimaak“ – es ist ja Freimarkt , wie die Bremerinnen und Bremer sagen.
Dabei hat das, was heute als lautstarke Volksbelustigung daher kommt, einen anderen Ursprung. Am 16. Oktober 1035 wurde der – je nach Quelle 860 bzw. 782 unserer Zeitrechnung erstmals historisch erwähnten – Domstadt von Kaiser Konrad II. die Jahrmarktgerechtigkeit verliehen. Dieses Privileg erlaubte es der Stadt zweimal im Jahr – sieben Tage vor Pfingsten sowie sieben Tage vor dem St. Willehadsfest am 8. November – einen Jahrmarkt abzuhalten. Wenngleich auf derartigen Märkten auch Gaukler, Possenreißer und Spielleute das Publikum unterhielten, stand doch der Handel mit verschiedenen Gütern im Vordergrund. Dabei nahm der Markt im Herbst schon nach kurzer Zeit an besonderer Bedeutung zu, da nach der Ernte die Bauern in die Stadt kamen, um sich mit Waren bei den städtischen und fahrenden Händlern und Kaufleuten sowie mit handwerklichen Erzeugnissen der städtischen Zünfte für den Winter einzudecken. Während der Markttage waren die Vorschriften, die gemeinhin Handel und Preise im Bistum regelten, außer Kraft gesetzt und der Warenverkauf war frei von jeder Beschränkung. So erklärt sich auch der Name ‚Freimarkt', eben als freier Markt.
Einen Schluck gegen die Kälte mag es früher wohl auch schon gegeben haben
Der Wandel von einem Verkaufsmarkt zu einem Markt der Vergnügungen vollzog sich erst 1809, so lässt sich stadthistorischen Dokumenten entnehmen. Damals fand sich das erste Karussell auf dem Freimarkt. In der Zeit der napoleonischen Herrschaft – 1810 annektierte Napoleon I. neben großen Teilen Norddeutschlands auch Bremen – und vor allem nach den Befreiungskriegen (1813-1815) wurden es von Jahr zu Jahr rasch mehr. Übrigens fällt in diese Zeit auch die Geburt des Oktoberfestes, das 1810 an der Isar das Licht der Welt erblickte. Die Entwicklung vom Menschen- oder Pferdekraft betriebenen zum ‚selbstfahrenden' Karussell begann Mitte der 1890er Jahre, als erstmals ein von Dampfkraft betriebenes Karussell – eine Berg- und Talbahn – auf dem Freimarkt zur Mitfahrt einlud. Und seitdem... na, Sie wissen schon: ... höher, schneller, weiter.
Na, das müsste doch mit dem Teufel zugehen ...
Im Laufe der Jahrhunderte wechselten Dauer und Standort der Veranstaltung häufiger, nicht zuletzt, weil sich das heute drittgrößte Volksfest wachsender Beliebtheit erfreute und in seinen räumlichen Ausmaßen stetig anwuchs. 1936 schließlich fand der Freimarkt auf der sogenannten Bürgerweide seinen Platz. Und dort findet er bis heute statt.
Die Schlachthofkneipe des Kulturzentrums Schlachthof auf der Bürgerweide ist auch zur Freimarktszeit gut besucht
Wenngleich die Hansestadt in vergangenen Zeiten zuweilen mit Lebensmittelknappheiten zu kämpfen hatte, weideten hier ehemals keine verzweifelten hungergeplagten Bürger, sondern das liebe Vieh letzterer. Die Geschichte besagt, dass 1032 Bremer Bürgerinnen und Bürger die verwitwete und wohlhabende Gräfin Emma von Lesum – Lesum ist heute ein Stadtteil im Norden Bremens – um Weidefläche für ihr Vieh baten. Die Fläche solle so groß sein wie einer der anwesenden Männer sie in einer Stunde umrunden könne, so das Angebot der Gräfin.
Ihr zufällig anwesender Schwager sah sein zukünftiges Erbe dahinschwinden, bat die Gräfin die Aktion leiten zu dürfen und suchte sich einen nur des Kriechens fähigen Bettler aus. Der kam jedoch unerwartet flott voran, sodass die Weide schließlich größer ausfiel, als die Bürger überhaupt erhofft hatten. Nun ja, wer anderen eine Grube gräbt ... Den Bremern war's recht, dem Vieh erst recht und den Freimarktbesuchern heute allemal, können sie doch bis die Füße nicht mehr tragen wollen, den Platz ‚abgrasen'.
Skulptur des Bremer Künstlers Thomas Recker: Gräfin Emma und Herzog Benno zu Roß
Überhaupt waren die Einwohnerinnen und Einwohner Bremens ein Freiheit liebendes Völkchen, das seinem Landesherren, dem Erzbischof, seine Forderungen deutlich zum Ausdruck und mitunter wenig Respekt entgegen brachte. Dies wird auf dem Marktplatz im Zentrum der Stadt wohl am deutlichsten. Hier findet nicht nur eine Miniaturausgabe des großen Freimarkts zur selben Zeit statt, sondern hier steht seit 1404 stolz und aufrecht der von Bürgerinnen und Bürgern errichtete sandsteinerne Roland.
Herausfordernd scheint dessen Blick auf den ehemaligen Bischofssitz, den Dom, gerichtet, was allerdings fehlinterpretiert wäre. Mit dem Bischof hatte der damalige Machthaber in Bremen seinen Sitz und weigerte sich der bürgerlichen Forderung nach Recht und Freiheit nachzugeben. Ein offenbar gefälschtes vermeintlich kaiserliches Schriftstück verhalf den Bremerinnen und Bremern schließlich dennoch dazu. „Freiheit offenbare ich euch die Karl“ – gemeint ist Karl der Große (8. Jh.) – „und mancher Fürst fürwahr dieser Stadt gegeben hat. Gott zu danken ist mein Rat“ lautet die Inschrift auf seinem Schild mit Reichsadler, dem Wappentier des Kaisers, das der Roland trägt.
Jahrhunderte lang galt den Bremerinnen und Bremern ihr Roland als eine Art Schutzheiliger: Bevor die Bürgerinnen und Bürger der Weserstadt eine Reise antraten, pflegten sie in der Hoffnung auf Glück und eine heile Heimkehr das linke Knie des Roland zu streicheln.
Auch wenn er manchmal belagert wird, angefasst werden soll die Roland-Statue heute eigentlich nicht mehr, zu sehr hat der weiche Sandstein in der Vergangenheit gelitten
Das Spektakel Freimarkt wird immer an einem Freitag eröffnet und schon am ersten Abend lässt man es richtig krachen, denn dann steigt ein Feuerwerk. Wem Freimarkt auf der Bürgerweide und kleiner Freimarkt auf dem innerstädtischen Marktplatz nicht ausreichen, der kann sich den Freimarktsumzug am Vormittag des zweiten Samstag des Volksfestes ansehen. Bei dieser längst zur Tradition gewordenen Veranstaltung seit der Nachkriegszeit ziehen heute über 100 bunt geschmückte Wagen, Tanz- und Musikgruppen und andere unter lautem Tamtam durch die Neustadt Richtung Innenstadt. Ischa Freimaak, wer es bis dahin noch nicht mitbekommen hat, weiß es spätestens dann.
Auch eine langjährige Tradition: eine Orgel begrüßte die Besucher*innen des Freimarkts vor dem Bahnhof, wie hier 1965. Archivbild
Aber schon bevor diese Form des Umzugs zu einem festen Bestandteil der Volksfestzeit wurde, gab es einen traditionsreichen Umzug, den Klosterochsenzug. 200 Jahre lang bis zur Reichsgründung 1871 wurden zur Freimarktszeit bunt geschmückte Ochsen durch die Stadt geführt und anschließend zugunsten des Franziskaner-Klosters St. Johannes im Schnoorviertel versteigert. Die sogenannte Steinhäuser-Vase in den Wallanlagen zeigt diese Geschichte.
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ALLES IM BLICK: DIE GESAMTÜBERSICHT
Eine grüne Oase in Innenstadtnähe und viel genutztes Naherholungsgebiet ist der Bürgerpark. Die ausgedehnte Anlage, die sich an die heutige Bürgerweide hinter dem Bahnhof anschließt, ist ein von den Bürgern selbst initiierter Park. Anfang des 19. Jahrhunderts hatte man bereits die alten Wehranlagen der Stadt abgebaut und die Wallanlagen in eine Parklandschaft verwandelt. Doch anlässlich der rasant wachsenden Stadt im Laufe des Jahrhunderts wurde der Ruf nach mehr Grünräumen immer lauter.
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1896 öffnete das heutige Übersee-Museum unter dem Namen „Städtisches Museum für Natur-, Völker- und Handelskunde“ erstmals seine Tore. Die gezeigten Exponate stammten zunächst aus den „Städtischen Sammlungen für Naturgeschichte und Ethnographie“ die in Teilen als „Handels- und Kolonialausstellung“ auf der „Nordwestdeutschen Gewerbe- und Industrieausstellung“ im Jahre 1890 mit viel Erfolg gezeigt wurden. Seit der Gründung haben sich die Konzeptionen mehrmals gewandelt, bis hin zu einer stärkeren museumspädagogischen Ausrichtung, die bis heute Bestand hat.
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Los geht’s vom Bremer Hauptbahnhof, über die Bürgerweide an der markanten Stadthalle, Kongress-Zentrum und den Messehallen vorbei durch Findorff am Torfkanal entlang. Der am Rande des Bürgerparks und des Stadtwaldes verlaufende Kanal wurde zwischen 1817 und 1826 angelegt, um Torf aus dem niedersächsischen Teufelsmoor bei Worpswede auf Torfkähnen nach Bremen zu bringen.
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Alljährlich zwischen Oktober und Februar ist es soweit: Grünkohlzeit. In der Regel Ende Oktober/Anfang November sind die meist grünen, palmenartigen und je nach Sorte bis zu 180 cm hohen vitamin- und mineralstoffhaltigen Gewächse, die in Bremen auch häufig in den Beeten von Kleingärten anzutreffen sind, reif zur Ernte. Da die von Stängeln und Strünken befreiten gekräuselten Blätter des Kreuzblütengewächses mal etwas brauner oder grüner sind bzw. sich beim Kochen mit viel Fantasie ins Bräunliche verfärben, sagen viele Bremerinnen und Bremer zum Grünkohl auch Braunkohl.
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Bremens ältestes erhaltenes Stadtviertel ist der Schnoor. In früheren Zeiten wurde das Viertel hauptsächlich von Fischern und Seeleuten bewohnt, denn hier verlief die Balge, ein Nebenarm der Weser, und hier befand sich einer der ersten Häfen Bremens. Viele der kleinen Häuschen stammen aus dem 17. Jahrhundert oder sind nach historischen Vorlagen nachgebaut worden. Das 1402 auf Grundmauern aus dem Mittelalter errichtete Haus Nr.15 in der Gasse Schnoor ist neben dem Packhaus (1401) jedoch eines der ältesten Bauten im Schnoor.
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Die Geschichte des Stadtteils Findorff ist eng mit den Mooren des niedersächsischen Umlands verbunden. 1819 wurde der sogenannte Torfkanal ausgehoben, um Torf als Brennstoff etwa aus dem Teufelsmoor auf dem Wasserweg nach Bremen zu bringen. Noch heute existiert der 1873 angelegte zweite Torfhafen in verkleinerter Form in dem Stadtteil und liegen traditionelle Torfkähne vertäut. Nur heute spielt der Torftransport keine Rolle mehr.
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Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus steht seit 1404 der Roland, ein 5,55 Meter (in Gänze 10,21 Meter) hohes Ritterstandbild aus Sandstein mit gezogenem Schwert und Schild vor der Brust. Wie in zahlreichen anderen Städten Europas, steht auch der Roland in Bremen als Symbol für die Freiheit der Stadt, die in früherer Zeit aus dem Marktrecht und der eigenen Gerichtsbarkeit resultierte.
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