Orgel in der Truper Kapelle in Lilienthal

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Bremen sehenswertNach Lilienthal mit dem Fahrrad (2/3)

 

Lilienthal - Wandbild in der Truper Kapelle

Wandbild in der Truper Kapelle

Sein persönliches Waterloo hat Johann Hieronymus Schroeter dagegen wohl erst in seinem Tod im August 1816 einen Tag vor seinem 72. Geburtstag gefunden. Ansonsten war sein Schaffen von Erfolg gekrönt und zwar weit über die Grenzen Lilienthals hinaus. Biegt man am Ende des Truperdeichs an der Hauptstraße rechts ab und radelt einige Meter wieder Richtung Wümme, stößt man auf das Hauptwerk des damals führenden deutschen Astronomen, zumindest in materieller Hinsicht: das TELESCOPIUM-Lilienthal. Es handelt sich dabei um Schroeters 27-Fuß-Spiegelteleskop, das er 1793 errichtete. Der Erhaltungszustand der Konstruktion macht klar, dass es sich allerdings nicht um das Original handelt, sondern um eine (spendenfinanzierte) Rekonstruktion, die nach 9 Monaten Bauzeit am 28. November 2015 eingeweiht wurde. Der Hauptspiegel des Teleskopes hat einen Durchmesser von 50,8 Zentimetern und die Brennweite beträgt 7,75 Meter. Der weiße Tubus misst 8,20 Meter (1 Fuß = 30,48 cm x 27 = 822,96 cm) und wiegt rund 450 Kilo. Die ganze Apparatur ist natürlich drehbar und exakt justierbar, sonst hätte Schroeter nicht so intensiv die Planeten und den Mond - insbesondere dessen Nachtseite - beobachten können, von dem er sogar sehr detailreiche Karten anfertigte und auch sonst alles dokumentierte.

Sternwarte - TELESCOPIUM-Lilienthal

TELESCOPIUM-Lilienthal, Nachbau von Schroeters 27-Fuß-Spiegelteleskop

Von Beruf war der 1745 in Erfurt geborene Astronom Oberamtmann, ein hoher Verwaltungsbeamte, der 1782 nach Lilienthal versetzt worden war. In dieser Position hatte er Zeit, seinem Interesse so intensiv nachzugehen, dass er im Garten des Amtshauses zunächst eine kleine Sternwarte errichtete. Bereits 1784 baute er ein Spiegelteleskop mit einer Öffnung von 12 cm und 122 cm Brennweite und erweiterte seine Warte nochmals vier Jahre später, indem ein zweistöckiges Observatorium entstand. Kontakte zu Astronomen in anderen europäischen Ländern wie Wilhelm Herschel in England, der schon seit 1766 Teleskope selbst baute, verschafften ihm Bauteile und erweiterten seinen Erfahrungshorizont. Bis er schließlich ebenfalls im Amtsgarten von Lilienthal das 27-Fuß-Spiegelteleskop baute und in Betrieb nahm. Zu diesem Zeitpunkt war die Sternwarte Schroeters die größte in ganz Europa und Besucher aus den höchsten Kreisen besuchten plötzlich das Moordorf. Schroeter wurde berühmt.

Lilienthal - Straßenschild Sternwartestraße

Straßenschild

1799 überstieg der finanzielle Aufwand allerdings seine Möglichkeiten und er verkaufte die Sternwarte an König Georg III., König von Großbritannien und Irland, ohne dass die Gerätschaften Lilienthal verließen. Vielmehr erhielt er eine Kaufsumme, eine Rente und ein Budget für die Einstellung eines Sternwarte-Inspektors. Diese Position hatten Karl Ludwig Harding und nach ihm Friedrich Wilhelm Bessel inne, bevor die Franzosen 1810 der „Sternenguckerei“ ein Ende setzten. Schroeter ging unfreiwillig in Pension und 1813 blieb die Sternwarte bei besagtem Brand zwar unbeschädigt, wurde aber geplündert.

Lilienthal - das Amtmann-Schroeter-Haus, Hauptstraße 63

Das Amtmann-Schroeter-Haus an der Hauptstraße Nr. 63, hier lebte und starb der Astronom

Mit dem Nachbau gibt es heute bei Besichtigungsterminen wieder die Möglichkeit einen Blick in das Universum werfen kann. Man kann aber auch Kontakt mit der Walter-Stein-Sternwarte in Bremen aufnehmen. In Bremen war der Astronom und Arzt Heinrich Wilhelm Olbers aktiv, der im Jahr 1800, ebenso wie Harding, auch Gründungsmitglied der Astronomischen Gesellschaft in Lilienthal war. Deren erster Präsident war natürlich Schroeter, dessen Haus heute eine der Sehenswürdigkeiten Lilienthals ist, hier lebte und starb er. Eine Sternwarte sucht man in der Sternwartestraße in der Stadt allerdings vergeblich. Aber was nicht ist ...

Lilienthal - Kanu-Scheune an der Wörpe

Bei der Kanu-Scheune an der Wörpe

Schräg gegenüber des TELESCOPIUM-Lilienthal kann man sich Kanus und Kajaks leihen und mit den Booten auf der Wümme paddeln, etwa flussabwärts Richtung Kuhsiel oder flussaufwärts Richtung Fischerhude, allerdings nur bis zur Gabelung des Flusses in seinen Nord-, Süd- und Mittelarm. Paddeln kann man auch auf der Wörpe, einem Nebenfluss der Wümme, der dann aber doch deutlich kleiner ist, wie man neben der Verleihstation Kanu-Scheune feststellen kann.

Lilienthal - Restaurant zur Schleuse an der Wümme

Sehr schön und direkt an einer Flussschleife der Wümme liegt das empfehlenswerte Restaurant "Zur Schleuse" mit kleiner Personenfähre. Alternativ zum Kanu kommt man natürlich auch mit Rad oder Auto über die Straße Truper Deich dorthin

Von hier aus kann man nun an der Hauptstraße vielen Geschäften entlang radeln, was dank der 2013 eingeweihten Umgehungsstraße und der Entschleunigung des Autoverkehrs seit der Trassenführung der Tram durch die Hauptstraße, deutlich entspannter vonstatten geht, als früher. Oder man biegt rechts von der Kanu-Scheune in den Mehlandsdeichweg ein und fährt mit der Wörpe links im Blick in Richtung Zentrum - auch in historischer Hinsicht. Die Straßennamen ändern sich, der Weg entlang der Wörpe bleibt. Von der Straße Lake biegt man schließlich nach links in die Klosterstraße. Und dort ist man dann im historischen Zentrum des Ortes.

Lilienthal - restauriertes Bauernhaus in der Klosterstraße

Bauernhaus in der Klosterstraße und eines von zahlreichen in der Stadt, was den ehemals dörflichen Charakter des Moordorfes unterstreicht

Ein restauriertes Bauernhaus an der Abzweigung zur Gasse Am Mühlenberg ist das erste einer kleinen Reihe von Gebäuden, die die Geschichte des Ortes in Stein repräsentieren. Schräg gegenüber auf der rechten Seite liegt Murkens Hof, dessen Geschichte 1730 mit Daniel Murken begann. Aber Murkens Gasthof ist heute keiner mehr, sondern das Kulturzentrum Lilienthals. Dennoch gibt es etwas für den Gaumen und gegen ein trockenes Gefühl im Mund gleich nebenan, wenn das Wetter es zulässt, auch unter freiem Himmel mit Blick auf den Hof.

Lilienthal - Murkens Hof

Murkens Hof

An Murkens Hof zweigt der Mühlenweg ab. Am Mühlenbach und Mühlenweg, fast direkt dahinter die Wörpe? Ja, es gab sie, aber die jahrhundertelange Tradition an dem einst wichtigen und heute bedeutungslosen Gewässer endete trotz vorhergehender Modernisierungsversuche 1975 mit dem Abriss, geblieben ist die Erinnerung an die Wassermühle in Form der genannten Straßennamen, sowie dem des Arpsdamm, der an der Müller Philipp Arps erinnert, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Mühle betrieb. Und zwar als Pächter, wie ein Artikel in der WÜMME-ZEITUNG aus dem Jahr 1883 zu berichten wusste. Der Heimatforscher Rupprecht Knoop hat den Beitrag wiederentdeckt, in dem es heißt, dass um Ostern des Jahres 1689 ein Vertrag zwischen dem Müller und dem Amtmann Thile als Vertreter der Landesherrin Landgräfin Eleonora Katharina von Hessen-Eschwege geschlossen wurde. Der Vertrag verpflichtete die Landesherrin mit staatlichen Geldern die Mühle instand zu halten und sicherte dem Müller das Recht zu, die Klosterweide im Sommer als Weidegrund für zwei Kühe zu nutzen sowie ohne Beschränkung Aale zu fangen. Darüber hinaus bekam er etwas Torf. Die ihm auferlegte jährliche Pacht betrug 160 Reichstaler.

Lilienthal - Kuh

... aber die des Müllers hatten keine Plastikmarken im Ohr

Das war nicht die einzige Verpflichtung des Müllers, denn die Mühle leistete einen bedeutenden Beitrag zur Entwässerung und weitergehend zur Regulierung des Wasserstandes in den Moorgebieten, in denen immer neue Dörfer entstanden. Dafür wurde die Wörpe mit Schiebereglern gestaut. Für seine Arbeit durfte der Müller die Wasserkraft zum Mahlen des Korns von den Bauern aus der Umgebung nutzen. Zeitweilig bestand sogar die Verpflichtung für die Erzeuger, nur hier ihr Getreide mahlen zu lassen. Mit der Nutzung der Wörpe als Torftransportweg für Torf wurde die Staustufe zum Problem. Von oben nach unten hinsichtlich des Wasserstandes war dank einer Art Rutschvorrichtung weniger das Problem, als wieder hinauf zu kommen, was darüber hinaus auch noch kostenpflichtig war. Oft stauten sich die Torfkähne und der Gastronom Georg Murken ergriff die gewinnbringende Gelegenheit, die Schiffer gegen bare Münze zu verköstigen, während sie warteten.

 

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Karte

 

Weitere Informationen

www.lilienthal.de

TELESCOPIUM-Lilienthal gemeinnützige Stiftungsgesellschaft mbH
Am Staugraben 5
28865 Lilienthal
Tel.: 0171 / 6152337
Fax: 04298 / 469802
E-Mail: info@telescopium-lilienthal.de
www.telescopium-lilienthal.de

Kanu-Scheune
Hauptstraße 2
28865 Lilienthal
Tel.: 0162 / 900 36 14
Fax: 0421 / 577 99 103
E-Mail: info@kanuscheune.de
www.kanuscheune.de

 

Sternwarte & Planetarium

An ausgewählten Tagen können auch Besucher:innen einen Blick durch die großen stationären und die kleineren mobilen Teleskope der Walter-Stein-Sternwarte werfen, die dann auf der Terrasse aufgestellt werden. Im Olbers-Planetarium im selben Haus halten Mitglieder der Gesellschaft Vorträge zu wechselnden Themen. Das 1952 eröffnete Olbers-Planetarium gehört mit seiner Kuppel von 6 Metern Durchmesser zu den Kleinplanetarien. Für die Besucher:innen stehen 35 Plätze (auch behindertengerecht) zur Verfügung.
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Sternwarte und Planetarium - Bremen sehenswert

 

Vom Hauptbahnhof in Bremen nach Vegesack per Rad

Los geht’s vom Bremer Hauptbahnhof, über die Bürgerweide an der markanten Stadthalle, Kongress-Zentrum und den Messehallen vorbei durch Findorff am Torfkanal entlang. Der am Rande des Bürgerparks und des Stadtwaldes verlaufende Kanal wurde zwischen 1817 und 1826 angelegt, um Torf aus dem niedersächsischen Teufelsmoor bei Worpswede auf Torfkähnen nach Bremen zu bringen.
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Vom Hauptbahnhof nach Vegesack per Rad - Bremen sehenswert

 

Künstlerkolonie & Bauerndorf Fischerhude

Wegweiser machen jeder bis dato unwissenden Besucherin und jedem Besucher deutlich, dass sich dieser Ort von vielen anderen von der Tradition her bäuerlich geprägten Dörfern deutlich unterscheidet. Fischerhude ist hipp. Zahlreiche Cafés und Restaurants, Keramik-Ateliers, Kunstgalerien, ein Heimatmuseum, das Modersohn-Museum und weitere buhlen um die Gunst eines mehr und manchmal auch weniger kunstinteressierten Publikums, das regelmäßig in größerer Zahl durch Fischerhude bummelt.
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Fischerhude - Bremen sehenswert

 

Worpswede

1889 legten die Maler Fritz Mackensen, Otto Modersohn und Hans am Ende mit ihrem Entschluss in dem kleinen bis dato unbekannten Dorf zu arbeiten und zu wohnen sozusagen den Grundstein für dieses Zentrum der Kunst. Ihnen folgten schnell weitere Künstlerinnen und Künstler wie die Malerin Paula Becker, der Dichter Rainer Maria Rilke, Clara Rilke-Westhoff, Fritz Overbeck, Heinrich Vogeler und später der Bildhauer, Maler und Kunsthandwerker Bernhard Hoetger, nach dessen Entwürfen u.a. das Paula-Becker-Modersohn-Haus in der Bremer Böttcherstraße gebaut wurde.
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Worpswede - Bremen sehenswert

 

Radrundtour in Bremen: Von der Innenstadt zum Weserwehr & zurück

Auf dem Weg zurück Richtung Innenstadt kommt man an Sportanlagen, Café Sand mit dem kleinen Strand ebenso vorbei, wie an einem Reisemobilstellplatz mit über 70 Stellplätzen mit vielen Bäumen direkt an der Weser. Mit dem rollenden Heim könnte man kaum besser stehen, mit dem Rad ist man in wenige Minuten im Stadtteil Neustadt und in der Innenstadt. Nicht weit vom Stellplatz entfernt erhebt sich aus rotem Backstein ein Bau, den die Bremerinnen und Bremer liebevoll "umgedrehte Kommode" nennen, ein Vergleich, der bei genauer Betrachtung nicht ganz von der Hand zu weisen ist.
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Weserwehr

 

Aktivitäten auf & im Wasser in Bremen

Da nun nicht jeder ein Boot sein eigen nennt, trifft es sich gut, dass man Kanus und Kajaks auch ganz unkompliziert leihen kann, zum Beispiel am Torfhafen im Stadtteil Findorff, der an den Bürgerpark grenzt oder gleich hinter der Stadtgrenze in der Kanu-Scheune in Lilienthal, wohin man bequem mit der Straßenbahn Linie 4 gelangt.
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Aktivitäten auf und im Wasser - Bremen sehenswert

 

Weserfahrt Bremen - Bremerhaven

Natürlich kann man für einen Besuch Bremerhavens von Bremen aus das Auto nehmen oder man steigt am Hauptbahnhof in den Regionalzug. Aber bei entsprechendem Wetter und der nötigen Zeit ist es interessanter, die Strecke auf der Weser zurückzulegen. Hal över bedient die Verbindung von Mai bis September. Das Schiff startet ab dem innenstadtnahen Martinianleger an der Schlachte.
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Mit dem Schiff von Bremen nach Bremerhaven - Bremen sehenswert

 

Bremerhaven allgemein

Erst 1827 wurde Bremerhaven gegründet. Um angesichts der drohenden Versandung der Weser, der Lebensader Bremens, seine Bedeutung als Hafenstadt zu sichern, erwarb Bremen 1827 unter dem damaligen Bürgermeister Johann Smidt an der Wesermündung für 74.000 Taler 342 Morgen Land vom Königreich Hannover. Etwa 60 km flussabwärts von Bremen entfernt entstand dort bis 1830 der erste von Bremen so dringend benötigte Seehafen, der sogenannte Alte Hafen.
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Bremerhaven - Bremen sehenswert

 

Neu-Helgoland / Hammehafen Worpswede

Der Hammehafen Worpswede ist in der Zeit von April bis Oktober Ziel vieler Tagesgäste, Wochendausflügler*innen, Radwandernden und Campenden. Die Campingplatzbetreiber betreiben nicht nur Bistro & Biergarten mit Sitzplätzen am Wasser, sondern vermieten auch Kajaks und Kanus. Wer nicht selber auf der Hamme paddeln möchte, kann alternativ eine Ausflugsfahrt auf einem der Kähne der Adolphsdorfer Torfschiffer buchen. Essen & Trinken auch wenige Meter neben dem Hafen in der "Hamme Hütte Neu Helgoland". Tipp auch für einen schönen Ausflug mit dem Rad von Bremen aus.
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Neu Helgoland - Hammehafen Worpswede - Bremen sehenswert

 

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