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Viele kennen vielleicht die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten, jener vier tierischen Gesellen, die sich zufällig zusammenfanden, um vor Tod und Leid in die freie Stadt Bremen zu fliehen oder in einer anderen Lesart der Geschichte, diese Freiheit gegen damals Mächtige zu verteidigen. Die Sage von der Bremer Gluckhenne interpretierte der Bremer Schriftsteller Friedrich Wagenfeld, der in seiner kurzen Schaffenszeit auch die Geschichte der „Sieben Faulen“ verfasste, ebenfalls als eine Freiheitsgeschichte und weitergehend gar als Gründungsgeschichte Bremens.
Darstellung der Bremer Gluckhenne an der Renaissance-Fassade des Rathauses
Nach der Wagenfeldschen Geschichte waren es arme Fischer - Männer, Frauen und Kinder, die mit ihren Booten an diesen Flussabschnitt gelangten und auch weil es hier reichlich Fisch gab, wohl gerne bleiben wollten. Vor ihren räuberischen Nachbarn waren sie bis hierher geflüchtet. Heimatlos wie sie waren, suchten sie nun nach einem neuen Ort um sich anzusiedeln, Hütten zu bauen und heimisch zu werden. Außer ihren Booten und ihren Netzen hatten sie nicht viel, das noch zu rauben sich gelohnt hätte und damit wäre kein Räuber zufrieden gewesen. Doch ihr höchstes Gut, ihnen wertvoller als Gold, war ihre Freiheit und die wollten sie sich nicht nehmen lassen, um keinen Preis. Deshalb waren sie skeptisch und blieben auf dem Fluss und warteten trotz des bewölkten Himmels auf ein Zeichen der „Geister des Landes“, doch bis zum Abend erschien keines, das als solches zu deuten gewesen wäre. Sie jammerten, wehklagten und fanden keinen Trost für ihre Lage. Sie sahen sich schon weiterziehen, weg von diesem schönen Ort, da drang ein Strahl der untergehenden Sonne durch die sonst den Tag über so dichten Wolken, der die Landschaft in ein wundersames Licht tauchte. In diesem abendlichen Licht sahen sie eine Henne, die für sich und ihre Küken ein sicheres Nachtlager suchte. Dies deuteten die Menschen auf dem Fluss als Zeichen doch zu bleiben, sprangen jubelnd an Land und folgten der Henne vom Ufer einen Hügel hinauf, wo diese sich und ihren Nachwuchs im Heidekraut verbarg. Die Menschen sahen sich in einer vergleichbaren Lage wie die Henne, sie suchten Schutz an einem sicheren Ort und so beschlossen sie, auf diesem Hügel ihre neuen Hütten zu errichten. Dieser Hügel sollte bis in die Zukunft der Hort der Freiheit sein.
Wagenfeld bezeichnet dies als Grundsteinlegung um das Jahr 778 für die spätere Stadt Bremen. Und weil die ersten Siedler Fischer waren, sei das Fischeramt das älteste in der Stadt, so Wagenfeld. Die Henne mit ihren Küken am alten Rathaus sei ein für jedermann sichtbares Wahrzeichen Bremens.
Tatsächlich befindet sich seit 1612, der Zeit, als das wesentlich ältere schlichte gotische Rathaus seine prächtige Renaissance-Fassade bekam, im rechten Zwickel des zweiten Bogens von links des Arkadengangs eine fein aus dem Sandstein herausgearbeitete Darstellung der Gluckhenne. Eine Frauenfigur legt den rechten Arm schützend um das Nest mit der kleinen Gruppe Federvieh. Doch Küken ohne Hahn? Da das nicht geht, findet sich eben der im linken Zwickel des Bogens auf der rechten Hand eines Jünglings.
Der Hahn zur Bremer Gluckhenne an der Rathausfassade. Ein Zufall? Sicher nicht.
Die Darstellung der Tiere am Rathaus hat durchaus Symbolcharakter etwa für Fruchtbarkeit und Schutz, nach anderer Interpretation in Bezug auf den Hahn auch für Wachheit und Schlauheit.
Wieviel Wahrheit der Sage zugrunde liegt, lässt sich wohl nicht mehr klären, Tatsache ist jedoch, dass die Bremer Düne, auf der heute zum Beispiel der Dom St. Petri steht, das erste Siedlungsland der Hansestadt war. Von hier dehnte sich die Stadt über die Jahrhunderte bis zu ihrer heutigen Größe aus. Und hinsichtlich ihrer Freiheit waren die Stadtbewohnerinnen und -bewohner auch schon immer sehr nachdrücklich, schließlich heißt es bis heute „Freie“ Hansestadt und der Roland auf dem Marktplatz könnte auch so manches erzählen, wenn er denn reden könnte. Aber vielleicht schauen Sie einmal im Focke-Museum vorbei, da wird Bremische Stadtgeschichte ziemlich gut erzählt.
Bronze-Skulptur der Bremer Gluckhenne in der Böttcherstraße
Auch in der Böttcherstraße trifft man auf ein Abbild der Gluckhenne mit ihren Küken. Die Bronzeskulptur auf einem Mauervorsprung beim Haus des Glockenspiels stammt von dem Bildhauer Alfred Horling, der das Werk 1957/58 schuf. Ebenfalls aus seiner Werkstatt stammt die unterhalb der Skultur angebrachte Tafel, die die Sage erzählt.
ALLES IM BLICK: DIE GESAMTÜBERSICHT
An der linken Breitseite des Alten Rathauses, neben dem Eingang zur unteren Rathaushalle stehen in Bronze gegossen die Helden eines weltweit bekannten Märchens – die Bremer Stadtmusikanten. Dabei ist es bis heute ein strittiger Punkt, ob die ungleichen Vier – Esel, Hund, Katze und Hahn – überhaupt bis nach Bremen gekommen sind, denn darüber gibt das Märchen nicht wirklich schlüssig Auskunft. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig, denn auf die in dem Märchen transportierte Botschaft kommt es an.
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Neben den Bremer Stadtmusikanten gibt es ein weiteres, allerdings weit weniger bekanntes Märchen, dessen Schauplatz die Hansestadt ist, nämlich „Die sieben Faulen“ aus der Feder des Bremer Schriftstellers Friedrich Wagenfeld (1810-1846). Wie den Bremer Stadtmusikanten wurde auch den Helden aus dieser Geschichte in der Stadt ein Denkmal gesetzt. In der Böttcherstraße begegnet man den vermeintlich faulen Brüdern gleich an zwei Orten.
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Das ursprüngliche Alte Rathaus am Marktplatz wurde zwischen 1405 und 1412 errichtet. Von dem eher schlichten spätgotischen Backsteinbau sieht man heute nicht mehr viel. Die Renaissance-Fassade, die heute dem von der UNESCO geschützten Bau das schmucke Aussehen verleiht, wurde zwischen 1608 und 1614 von Lüder von Bentheim errichtet. Besonders oberhalb der Arkaden ist sie üppig verziert mit verschiedenen Darstellungen aus antiken Mythologien, die sich mit christlicher Symbolik, stadtbremischen Symbolen und anderen Darstellungen auf eigenwillige Weise mischen.
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Spätestens seit 1931 verbindet sich mit dem Namen Böttcherstraße jedoch weniger der Geruch von Holz und das Geräusch von Hammerschlägen der Böttcher, sondern ein ganz besonderes, nahezu geschlossenenes Ensemble von Häusern. Auf einer Länge von etwas mehr als einhundert Metern schaffen Museen, offene Kunsthandwerkstätten, Einzelhändler mit eher gehobenem Angebot, Gastronomie und ein Hotel eine ganz eigene Atmosphäre zwischen Back- und Sandsteinbauten, die in Bremen einzigartig ist.
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