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Neben den Bremer Stadtmusikanten gibt es ein weiteres, allerdings weit weniger bekanntes Märchen, dessen Schauplatz die Hansestadt ist, nämlich „Die sieben Faulen“ aus der Feder des Bremer Schriftstellers Friedrich Wagenfeld (1810-1846). Wie den Bremer Stadtmusikanten wurde auch den Helden aus dieser Geschichte in der Stadt ein Denkmal gesetzt. In der Böttcherstraße begegnet man den vermeintlich faulen Brüdern gleich an zwei Orten. Als aufrecht stehende, von Aloys Röhr geschaffene, Figuren, zieren sie den Giebel des ehemaligen HAG-Hauses, das seit dem Wiederaufbau 1954 Haus der Sieben Faulen heißt. Das Haus steht, wenn man vom Marktplatz kommt, rechts vom Eingang zur Böttcherstraße.
Haus der Sieben Faulen
Und im Hof des Paula-Becker Modersohn Hauses befindet sich vor den Schauwerkstätten der Kunsthandwerker der von Bernhard Hoetger 1927 geschaffene „Sieben-Faulen-Brunnen“. Die Sieben Faulen aus Terracotta hat Hoetger in über das rund fünf Meter hohe Bauwerk aus rotem Backstein verteilten Nischen platziert. Den Wasser führenden Teil des Brunnens ziert ein Leitungsrohr aus Bronze mit den Bremer Stadtmusikanten als Brunnenfiguren.
Der Sieben-Faulen-Brunnen im Werkhof der Böttcherstraße
Frei erzählt liest sich die Geschichte so:
Einst hatten im Westen jenseits der alten Stadtmauer Bremens die armen Leute ihr Land. Der Boden war sandig und wegen häufiger Überschwemmungen in Wesernähe sumpfig. Mit dem Anbau von Kohl und der Haltung von wenigen Tieren auf dem spärlichen Grasland suchten die Menschen ihr Auskommen. Hier hatte auch ein Mann seinen Grundbesitz, der zwar groß, aber zumeist so feucht war, dass die Heuernte gerade einmal für eine Ziege reichte und auch seine Kohlernte war stets mager. Da der Mann und seine Frau sieben kräftige große Söhne hatten, reichte die Milch der einen Ziege natürlich bei weitem nicht. Doch statt tatkräftig mit Hand anzulegen, verbrachten die Söhne lieber ihre Zeit mit Müßiggang und sahen anderen Leuten bei der Arbeit zu. Als der älter werdende Vater sie bat, ihm bei der Arbeit zur Hand zu gehen, empfanden sie dieses Ansinnen als lächerlich, denn er war ihnen kein Vorbild. Trotz des Nichtstuns hatten sie aber einen kräftigen Appetit, den die fleißige Mutter zu stillen suchte. Bei den Nachbarn war der Nachwuchs der Familie denn auch gut bekannt und wurde die sieben Faulen genannt, doch das interessierte die so titulierten eigentlich nicht sehr.
Doch eines Tages wurde ihnen die Beschäftigungslosigkeit zu langweilig und sie beschlossen bis auf den jüngsten Sohn hinauszuziehen um sich bei den Nachbarn als Knechte zu verdingen. Sie zogen von Haus zu Haus, aber überall schlug ihnen nur Hohn entgegen, sie seien wohl auf der Suche nach einem anderen Dummen, der sie ohne getane Arbeit durchfüttere, weil der Hof des Vaters sie nicht mehr ernähre. So kehrten sie erfolglos zurück und beschwerten sich bitterlich bei ihrem Vater, der ihnen nun genug Arbeit geben wollte, aber der älteste der Sohne erwiderte: "Hättest du bisher Beschäftigung für uns gehabt, so wären wir nicht schuldlos in den Verdacht der Faulheit geraten und könnten jetzt unser Glück machen. Den Hof hier kannst du allein besorgen, wir aber wollen wirklich arbeiten, und da wir hier in der Heimat überall zurückgewiesen werden, gehen wir morgen in die weite Welt." Und so sehr die Mutter auch weinte und der Vater ihnen zuriet zu bleiben, zogen die sieben Söhne hinaus.
Jahre später sorgte ihre Rückkehr im Dorf für Aufregung, die sieben Faulen seien wieder da, hieß es. Doch die Männer hatten allerlei Gerätschaften dabei und bereits am nächsten Tag gingen sie tatkräftig auf dem Land ihres Vaters ans Werk. Sie gruben einen Entwässerungsgraben von den feuchten Wiesen zur Weser und als der Boden trockengelegt war, errichteten sie einen Deich, damit der Fluss das Land nicht länger überschwemmt. Der Ertrag an Klee und Heu auf dem nährstoffreichen Boden war gut, aber die Leute sagten nur: "Der alte Vater war ein fleißiger Mann, er stieg getrost ins Wasser bis ans Knie und schnitt sich kümmerlich sein Gras, die Söhne dagegen machen sich alles bequem, sie haben immer noch keine Lust zur Arbeit."
Auch als sie darauf im Herbst ein großes Haus neben dem bescheidenen des Vaters bauten, meinten die Leute darin Bequemlichkeit und Faulheit zu erkennen, nämlich sich nicht einschränken und mit dem Vorhandenen bescheiden zu wollen. Dem Haus folgten mit der Heirat der Söhne weitere und so standen bald sieben in einer langen Reihe mit einem durch Hecken vor Wild geschützen Obst- und Gemüsegarten. Sie pflasterten die Straße, damit sie nicht bei schlechter Witterung durch den verkoteten Lehm gehen mussten wie alle anderen, und bepflanzten den Straßenrand mit Linden. Dies sei die Straße der sieben Faulen, sagten die Nachbarn, wenn ein Fremder angetan von dem Anblick nach dem Straßennamen fragte. Der Wohlstand der Brüder wuchs stetig, obwohl sie sich nur halb soviel mühten wie ihre Nachbarn. Sie verbrachten nicht die Nächte damit, die Hasen von ihrem Kohl fernzuhalten, Feuerholz im nahen Wald zu sammeln. Sie waren nur äußerst geschäftig, so meinten die Leute, wenn es darum ging durch irgend etwas Neues ihre Faulheit zu stärken.
Noch im Alter, lange nach dem Tod der Eltern, errichteten sie mitten in ihrer Straße einen schönen Brunnen, aber auch hier sagten ihnen die Nachbarn Faulheit nach, denn die Brüder und ihre Frauen seien, anders als früher der Vater, zu stolz und zu faul das Wasser in Eimern von der Weser hinauf zu schleppen und hätten nur deshalb den Brunnen ausgehoben.
ALLES IM BLICK: DIE GESAMTÜBERSICHT
An der linken Breitseite des Alten Rathauses, neben dem Eingang zur unteren Rathaushalle stehen in Bronze gegossen die Helden eines weltweit bekannten Märchens – die Bremer Stadtmusikanten. Dabei ist es bis heute ein strittiger Punkt, ob die ungleichen Vier – Esel, Hund, Katze und Hahn – überhaupt bis nach Bremen gekommen sind, denn darüber gibt das Märchen nicht wirklich schlüssig Auskunft. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig, denn auf die in dem Märchen transportierte Botschaft kommt es an.
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Spätestens seit 1931 verbindet sich mit dem Namen Böttcherstraße jedoch weniger der Geruch von Holz und das Geräusch von Hammerschlägen der Böttcher, sondern ein ganz besonderes, nahezu geschlossenenes Ensemble von Häusern. Auf einer Länge von etwas mehr als einhundert Metern schaffen Museen, offene Kunsthandwerkstätten, Einzelhändler mit eher gehobenem Angebot, Gastronomie und ein Hotel eine ganz eigene Atmosphäre zwischen Back- und Sandsteinbauten, die in Bremen einzigartig ist.
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Die Sage von der Bremer Gluckhenne interpretierte der Bremer Schriftsteller Friedrich Wagenfeld, der in seiner kurzen Schaffenszeit auch die Geschichte der „Sieben Faulen“ verfasste, ebenfalls als eine Freiheitsgeschichte und weitergehend gar als Gründungsgeschichte Bremens.
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Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus steht seit 1404 der Roland, ein 5,55 Meter (in Gänze 10,21 Meter) hohes Ritterstandbild aus Sandstein mit gezogenem Schwert und Schild vor der Brust. Wie in zahlreichen anderen Städten Europas, steht auch der Roland in Bremen als Symbol für die Freiheit der Stadt, die in früherer Zeit aus dem Marktrecht und der eigenen Gerichtsbarkeit resultierte.
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