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Wie ein zu breit geratenes U-Boot wirkt das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost neben dem ATLANTIK Hotel SAIL City von der Weser aus gesehen
2018. Sommer in Deutschland. Die Temperaturen steigen sogar im Norden des Landes über längere Zeit auf rekordverdächtige Marken. Toll, freuen sich die einen, unheilvoll blicken andere zum Himmel, denn es will einfach nicht regnen. In großen Flüssen fällt der Wasserpegel stellenweise so weit, dass man fast zu Fuß hindurchwaten kann und der Schiffsverkehr zum Erliegen kommt. Kein Wasser. Sind das die Folgen des schon lange diskutierten Klimawandels fragen sich viele? Und nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Dass Antworten auf vermeintlich einfache Fragen mitunter komplexer sein können, zeigt ein Rundgang durch das Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost am Alten Hafen.
Der architektonisch wohl ungewöhnlichste Bau der sogenannten Havenwelten wurde am 26. Juni 2009 als wissenschaftliches Ausstellungshaus eröffnet. Was nach trockener Materie klingt, ist allerdings unterhaltsam, handfest und teilweise unmittelbar körperlich und sinnlich erfahrbar - vor allem auf der Reise rund um den Globus, die Hauptausstellung des Hauses auf 5.000 Quadratmetern. Diese Reise verläuft entlang dem Längengrad 8° 34’ Ost von Bremerhaven aus zunächst Richtung Süden. Als Besucherin und Besucher wandelt man dabei auf den Pfaden von Axel Werner, den man bereits vor Reiseantritt in einem Video kennenlernt, in dem er ein wenig erzählt, was die Reisenden erwartet. Nachdem er selbst seinen Koffer für diese Weltreise gepackt hat und sich auf den Weg macht, öffnen sich die Türen auch für uns und wir folgen ihm auf einem Eisenbahngleis nach Isenthal in der Schweiz, der ersten Station.
Hier, wie im weiteren Verlauf der Reise, den Zwischenstopps in Seneghe auf Sardinien, in Kanak im Niger, in Ikenge in Kamerun, im Königin-Maud-Land in der Antarktis, in Satitoa auf Samoa, in Gambell in Alaska sowie auf der deutschen Hallig Langeneß, werden Bereiche der Lebenswirklichkeit der Menschen an diesen Orten inszeniert. Dazu gehören Nachbildungen regional typischer Landschaftsteile wie die Schweizer Bergwelt mit vielen lebenden Pflanzen und einem Gang durch Gletschereis, die staubig-trockene Weite der Sahara in der die Tuareg leben, der feucht-warme grüne Dschungel der Tropen, die trostlose Schnee- und Eislandschaft der Antarktis ebenso wie die wasserreiche Inselwelt Samoas. Dabei muss man sich als Besucherin und Besucher durchaus bewegen, denn die Reise führt über mehrere Etagen.
Über die überdachte Drehbrücke Havenwelten gelangt man vom Columbus-Center in der Innenstadt über den Alten Hafen u.a. auch zum Klimahaus Bremerhaven 8° Ost
Natürlich gibt es erklärende Infotafeln und auch Schaukästen mit interessanten Objekten in der Ausstellung, aber belebt werden die jeweiligen Orte durch viele Videos mit Menschen. In ihnen begegnet man auch immer wieder Axel Werner etwa im Gespräch mit Einheimischen oder beim Spiel mit Kindern. Für den Ton hängen jeweils Ohrhörer bei den Bildschirmen, die die Audiospur wahlweise in deutscher oder englischer Sprache wiedergeben. So erfährt man weit mehr und direkter etwas über den Alltag, die Kultur, Riten und Ansichten zum Leben jener Menschen fern unserer Heimat, als es unbelebte Materie alleine vermag.
Belebt werden die geschaffenen Landschaften darüber hinaus durch zahlreiche Tiere, die mittlerweile im Klimahaus ihr Zuhause haben. Einen beträchtlichen Anteil an der Fauna haben Fische, die unter anderem in den sehenswerten Aquarien an der Station Samoa leben. Aber auch Schlangen, Frösche, Lemminge und Buschbabys kann man hinter Glas bewundern.
Also, alles „Friede, Freude, Eierkuchen“ und Harmonie im Paradies? Nein. Abschmelzendes Festlandeis und sich verflüssigende Gletscher als Folge der steigenden Temperaturen, lassen den Meeresspiegel weltweit ansteigen. Die Vermüllung der Meere durch die unkontrollierte Entsorgung von Einwegverpackungen unserer Wohlstandsprodukte, die mittlerweile auch in den entlegensten Winkeln menschlicher Besiedlungen die Regale füllen, töten die Tiere ebenso wie unser fast unstillbarer Hunger nach Meeresgetier. Um nur einige Beispiele zu nennen. Unser Handeln sorgt dafür, dass sich weite Teile der Natur nachhaltig und zum Teil irreparabel verändern, Tiere ihren Lebensraum verlieren, Verhältnisse aus dem Gleichgewicht geraten und sich folgenreich das Wetter ändert. Vieles hängt miteinander zusammen, weshalb der berühmte Sack Reis, der in China umkippt, auch uns Europäern eben nicht egal sein kann. All das bleibt natürlich im Klimahaus, das selbst durch bauliche Maßnahmen energieeffizient arbeitet, wie man im Foyer nachlesen kann, ebenfalls nicht unerwähnt.
Ist man von der Reise auf dem Längengrad 8° wieder gut in Bremerhaven angekommen, findet man in der Ausstellung unter dem Titel „Perspektiven“ Fakten und Fragestellungen dazu. Hier geht es beispielsweise um unseren Energiebedarf, den wir bis heute durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle decken. Und überhaupt um die Klimageschichte, die u.a. die Kohle überhaupt erst hat entstehen lassen. Es werden Prognosen für die Zukunft der einzelnen Stationen auf unserer gerade zurückgelegten Reise exemplarisch für die weltweite Klimaveränderung durch das Eingreifen des Menschen aufgezeigt und schließlich auf der räumlich vierten Ebene die Verantwortung deutlich gemacht, die vor allem wir Menschen in den reichen Industrienationen tragen, denn wir verbrauchen immer noch die meisten Ressourcen.
Vieles von dem, was das Klimahaus zeigt und an Informationen vermittelt, ist für Menschen, die sich ohnehin über seriöse Printmedien und entsprechend ausgewählte Fernsehsendungen informieren, nicht bahnbrechend neu, das macht einen Besuch des Hauses aber nicht schlechter oder gar überflüssig. Die Reise auf dem Längengrad 8° ist inhaltlich und in der Umsetzung gut gemacht und kurzweilig. Dazu tragen nicht nur die schon erwähnten Videos bei, sondern auch zahlreiche Mitmachmöglichkeiten, etwa über auf einer Hängebrücke aus Seilen über Wasser mit Fischen zu balancieren und für Kinder, sich an jeder Station einen weiteren Stempel in den im Haus zu bekommenden Reisepass drucken zu lassen. Im „Offshore Center“, wo es um Meer, Wind und Energie geht, kann man sogar in ein Hubschraubercockpit steigen und zu einem simulierten Flug aufbrechen - freilich nur, wenn der Besucherandrang nicht zu groß ist. Mitmachen ist auch im „World Future Lab“ unter dem Motto „Gestalte deine Zukunft“ gefragt.
Das kann alles ganz schön anstrengend sein. Für einen Happen und eine Erfrischung zwischendurch oder auch mehr, gibt es das Restaurant „Längengrad“, das Café „südwärts“ sowie „Axels Bar“. Wer hinterher gerne wissen möchte, wie das Wetter wird oder wie es überhaupt funktioniert, kann noch einen Abstecher zur Wettershow im Wetterstudio in der obersten Etage machen, die zu bestimmten Zeiten stattfindet. Wie das Wetter zum gegenwärtigen Zeitpunkt tatsächlich ist, kann man darüber auf der frei zugänglichen Dachterrasse feststellen, von der man auch einen weiten Blick über Teile Bremerhavens, die Hafenanlagen und die Außenweser hat.
Im letzten Licht eines Herbsttages: Die Drehbrücke Havenwelten über den Alten Hafen mit dem angrenzenden Klimahaus und dem gemeinsamen Eingangsbereich zum Mein Outet & Shopping-Center Bremerhaven.
Anders als beispielsweise das Deutsche Auswandererhaus in Blickweite zum Klimahaus, das sich im Kern mit in der Vergangenheit abgeschlossenen Ereignissen beschäftigt, nämlich den großen Auswanderungswellen aus Deutschland bis ins 20. Jahrhundert, stehen Häuser, deren inhaltliche Thematiken um Geschehenisse und Ereignisse der Gegenwart kreisen, weit mehr in der Pflicht, ihr Angebot regelmäßig auf einen aktuellen Stand zu bringen, bevor sinkende Besucherzahlen ein existenzbedrohendes Minimum erreichen. Im Klimahaus denkt man zukunftsorientiert, deshalb soll bis 2021 ein Extremwetterbereich über mehrere Ebenen entstehen, in dem Besucherinnen und Besucher möglichst hautnah dabei sein sollen. Kostenpunkt: 10-12 Millionen Euro - Geld, das nach der Bewilligung im März 2019 zum guten Teil aus dem Geldsäckel des kleinen Bundeslandes kommt, mit der Hoffnung für einen positiven Effekt für die weitere Entwicklung des Tourismus in Bremerhaven. Wir werden kritisch berichten, wenn es soweit ist.
Noch ein Hinweis: Gerne würden wir Ihnen auch Fotos aus dem Ausstellungsbereich zeigen. Aber trotz schriftlicher Anfrage per E-Mail, bekamen wir von Seiten des Klimahauses keine Antwort. Inkompetenz oder Unwillen, jedenfalls eigentlich eine Unverschämtheit bei einer aus Steuergeldern derart geförderten Institution. Schade. Da wir grundsätzlich keine offiziellen Pressefotos nutzen, bleibt es deshalb bei der sonst eher für „Bremen sehenswert“ ungewöhnlich spärlichen Illustration.
ALLES IM BLICK: DIE GESAMTÜBERSICHT
Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost
Am Längengrad 8
27568 Bremerhaven
Tel.: 0471-902030-0
Fax: 0471-902030-99
E-Mail: info@klimahaus-bremerhaven.de
www.klimahaus-bremerhaven.de
Geöffnet: April - August: Montag - Freitag 9 - 19 Uhr, Samstag, Sonntag feiertags 10 - 19 Uhr; September - März: Montag - Sonntag, feiertags 10 - 18 Uhr
Geschlossen: 24.12., 25.12., 31.12 und 01.01.
In dem 2005 eröffneten Deutschen Auswandererhaus wird eindrucksvoll und anschaulich die Geschichte der Auswanderung nach Amerika in fünf Epochen zwischen 1830 und 1974 inszeniert. Insgesamt verließen 7,2 Millionen Menschen über Bremerhaven das Land, um jenseits des Atlantiks eine neue Heimat zu finden und eine neue Existenz zu gründen. Für die emotional mitreißende Inszenierung mit geschichtlich fundiertem Hintergrund erhielt das Haus 2007 den Europäischen Museumspreis.
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Neben den Hafenanlagen aus dem 19. Jh. ist der Zoo am Meer die älteste Sehenswürdigkeit auf dem Areal zwischen Weser und Fußgängerzone, er wurde bereits 1928 unter dem Namen „Tiergrotten“ eröffnet. In den Gehegen der Anlage leben Eisbären, Robben, Pinguine, diverse Vogelarten wie Basstölpel und Keas, Reptilien wie Schildkröten, Waschbären, Polarfüchse, Pumas, Affen und andere - insgesamt fast 50 Tierarten.
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Zu dem Alten Hafen, dem heutigen Museumshafen und ersten, der angelegt worden war, später kamen weitere Häfen hinzu. Angrenzend an den Neuen Hafen erstreckt sich mit dem Kaiserhafen Eins das erste von einer Reihe weiterer Hafenbecken. Schon ein Blick in diesen ersten Teil des weitläufigen Hafenareals zeigt eine andere Welt der Seefahrt, die der großen Schiffe. Und noch größere werden wir an der fünf Kilometer langen Stromkaje sehen.
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Abseits der Havenwelten und älter als Auswandererhaus und Klimahaus ist das „Schaufenster Fischereihafen“. Tatsächlich handelt es sich bei dem Fischereihafen um den alten Hochseefischereihafen von Geestmünde, der zwischen 1891 und 1896 entstand. Es folgten Niedergang, Verfall der alten Gebäude mit Teilabrissen, bis die Idee geboren wurde, das Areal zu einer maritimen Erlebniswelt umzubauen. 1990 begann man damit, die noch kurz zuvor vor dem Abriss befindliche Fisch-Packhalle IV als älteste erhaltene Halle zu restaurieren.
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Als "ihren Hausstrand" sehen viele Bremerinnen und Bremer die Seebäder Cuxhavens. Die Seestadt an der Elbmündung ist von Bremen aus mit dem Auto über die A27 sehr gut erreichbar, denn die führt an Bremen und Bremerhaven vorbei und endet in Cuxhaven. Mit dem Zug dauert die Fahrt mit Umstieg in Bremerhaven etwas länger. Aber auch in der Nebensaison ist Cuxhaven mit seinen Seebädern für einen Ausflug gut z. B. mit dem Fahrrad.
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